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Copernicus: Worthless! (Review)

Artist:

Copernicus

Copernicus: Worthless!
Album:

Worthless!

Medium: CD/Download
Stil:

Avantgarde / Jazz / Spoken Word

Label: Nevermore Inc. / Moonjune
Spieldauer: 58:51
Erschienen: 17.05.2013
Website: [Link]

Nach "Cipher and Decipher" und zahlreichen Wiederveröffentlichungen verfolgt COPERNICUS seinen musikalischen und ideellen Weg stringenter weiter als in der Vergangenheit. "Worthless!" knüpft an seinen Vorgänger an, verbindet Spoken-Word-Kunst mit halb freien Kompositionen und zielt aufs Unterbewusstsein ab, ohne intellektuell oder verschwurbelt zu wirken. Die Improvisationen unter Pierce Turners Leitung zeugen von hoher musikalischer Intelligenz, die Auswahl der Beteiligten - tatsächlich unter anderem Blues-Monster Poppa Chubby - sorgt für einen emotionalen Zugang, den man aufgrund der vorab gesetzten inhaltlichen Koordinaten nicht erahnt hätte

"Quantum Mechanics" ist ein Traktat über - eben - Quantenmechanik und fungiert als Aufhänger von COPERNICUS' Bestreben für dieses und auch vorangegangene Alben: reiner Ausdruck, das Unhörbare und Dinge, die man nicht riechen oder schmecken kann, fassbar zu machen. Die Panflöte erweist sich im Verlauf des Albums als ebenso wichtig wie der Chor aus verschiedenen Fragern, die vom weisen Sprecher und Frontmann lernen, wie wir es tun sollen, was umso leichter fällt, da man sich dank der überragenden Produktion mitten im Geschehen wähnt. Der Künstler propagiert die Auflösung des Ich mit "You Are Not Your Body" und "You Are The Subatomic" entweder sporadisch instrumentiert oder mit Orgel und Gospel-Gesang verbrämt. Hört man den verzweifelten Ruf "Is anybody out there?", denkt man tatsächlich an Grenzsprengendes wie weiland PINK FLOYD, nur eben aufs Jetzt bezogen.

Eine vermeintliche Blues-Country-Idylle wird in "What Is Existence?" mit der titelgebenden Frage praktisch konterkariert, gleichzeitig da COPERNICUS Zuversicht spendet, denn wir alle stellen uns diese Frage und können sie nicht beantworten. So bleibt uns der nicht unerhebliche Trost des Unwissen, welcher in "You Are The Illusion That I Perceive" seinen Ausdruck findet, einem anschwellenden Stück aus mehreren Schichten vom Pianosong zur sich wiegenden Gitarrenstudie. Das genauso wie das 13-minütige Titelstück dank Bläsern (dort sind es Streicher, die Tränen zum Gedenken an alles durch Gewalt verendetes Leben strömen lassen) beinahe orchestrale "Everlasting Freedom!" verspricht selbigen durch rigoroses Loslassen und Selbstentleibung im vermutlich buddhistischen Sinn, denn der Track fällt nicht minder positiv aus als der allgemeine Tenor von "Worthless!"

Fast logischerweise gemahnt "A Hundred Trillion Years" dann an die Art von kosmischer Musik, an der sich zahlreiche Krautrocker eher dilettantisch versuchten, und vor allem natürlich Sun Ra, einen in allen Belangen eher streitbaren Charakter als COPERNICUS, dem mit "Worthless!" nicht nur ein Fanal für den Menschen an sich gelungen ist, sondern auch ein Stück Musik, das dem protzenden und allseits negativen Zeitgeist wie auch immer ansonsten gearteter Szenen haushoch überlegen ist - sowohl spielerisch als auch konzeptionell, wie gesagt.

FAZIT: Der Unterschied liegt im Detail der Benennung - der Mensch ist nicht "unworthy", also seines Seins unwürdig, sondern wertlos im materiellen Sinn, und das zeigt uns COPERNICUS mit seiner nunmehr quasi perfektionierten Mischung aus Dichtkunst und rituellem Jazzrock, aufgenommen am 17. April 2012 und für die Ewigkeit bestimmt. Großes Tennis, um auf einer prosaischen Note abzuschließen.

Andreas Schiffmann (Info) (Review 5010x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 13 von 15 Punkten [?]
13 Punkte
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Tracklist:
  • Quantum Mechanics
  • You Are Not Your Body
  • You Are The Subatomic
  • What Is Existence?
  • You Are The Illusion That I Perceive
  • Everlasting Freedom!
  • A Hundred Trillion Years
  • Worthless!

Besetzung:

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